Steinburg und Elbing: Gelebte Partnerschaft
Die vom Verein zur Förderung der Partnerschaft zwischen dem Kreis Steinburg und dem Powiat Elblaski/Kreis Elbing organisierte Info-Reise in Steinburgs polnischen Partnerkreis war für Kreispräsident Peter Labendowicz eine offizielle Mission und ein Besuch bei Freunden zugleich.
Zur Reise schreibt Reiseteilnehmer Herbert Frauen:
Partnerschaft muss gelebt werden
Itzehoe Über 900 Straßenkilometer liegen zwischen Itzehoe und dem polnischen Elbing. Auf der Fahrt dorthin leuchten die Rapsfelder in beiden Ländern gleichermaßen gelb. Je weiter man in Polen gen Osten fährt, desto mehr Störche sieht man und Straßenbauarbeiten zum Ausbau der Autobahnen. Zwischen dem Kreis Steinburg und dem Kreis Elbing an der Nahtstelle der früheren Regionen West- und Ostpreußen besteht seit dem Jahr 2001 eine Partnerschaft. Im Dienstzimmer des dortigen Landrats Maciej Romanowski hängt der eingerahmte Vertrag, der vom damaligen Kreispräsidenten Klaus-Peter Wenzlaff und vom Landrat Burghard Rocke unterschrieben ist. Romanowski begrüßte eine Reisegruppe des Partnerschaftsvereins aus dem Kreis Steinburg bei ihrem Besuch in Elbing: "Es gibt viele große Vertragswerke, unser Vertrag ohne Obrigkeit ist aber viel besser, da er die Menschen zusammenführt. Durch die Zusammenarbeit erleben wir Fortschritt und Freude und empfinden uns als eine Familie. Es ist schön, dass wir uns wieder persönlich treffen, denn sonst laufen unsere Kontakte nur über das Internet." Der mitgereiste Kreispräsident Peter Labendowicz sah es als offizielle Mission an, hier zu sein: "Vor zwei Jahren war ich mit unserem Landrat Torsten Wendt zum Antrittsbesuch hier und ich sehe den Fortschritt in der Infrastruktur. Darauf kann man schon neidisch werden." Sein Vorgänger Hans-Friedrich Tiemann erinnerte an manche Treffen in den vergangenen 15 Jahren und besonders an das gemeinsame EU-Projekt im Jahr 2009 "Das Gute vermehren, das Schlechte verbessern", wo in thematischen Arbeitsgruppen wie Schule, Tourismus, Sicherheit oder soziale Einrichtungen zusammen gearbeitet wurde. "Was nützen Dokumente und Urkunden, wenn nicht der persönliche Kontakt gelebt wird, denn der ist durch nichts zu ersetzen. Ich bin dankbar für diese Freundschaft", resümierte Tiemann bei seinem sechsten Besuch in Elbing.
Der Kontakt zum Kreis Elbing (Elblag) ist auf Empfehlung des Landkreistages zustande gekommen, nachdem in Polen 1999 durch eine Verwaltungsreform Landkreise entstanden sind. Dabei ging es um Hilfestellung in der kommunalpolitischen Organisation und bei praktischen Umsetzungen, indem die Landräte Fragen und Erfahrungen ausgetauscht haben. Durch die Städtepatenschaft zwischen Itzehoe und Preußisch Holland (heute Paslek) bestanden bereits Verbindungen zur Region. Seit einem Jahr gibt es im Kreis Steinburg den Verein zur Förderung der Partnerschaft zwischen dem Kreis Steinburg und dem Kreis Elbing (Powiat Elblaski), der von Harry Strößner geleitet wird. Der Kreis Elbing hat eine um ein Drittel größere Fläche als der Kreis Steinburg, aber nur 58 000 Einwohner, sodass auf einem Quadratkilometer durchschnittlich 39 Personen wohnen. Der Verwaltungssitz des Kreises liegt in der kreisfreien Stadt Elbing mit 120 000 Einwohnern. Der Kreis Elbing ist geprägt durch viel Wald und Landwirtschaft mit großen Feldern, aber wenig Industrie - die Bevölkerung entwickelt sich rückläufig. Neben einer Möbelfabrik spielt der Tourismus eine bedeutende Rolle. Am bekanntesten ist der Oberlandkanal (Kanal Elblaski), der vor zwei Jahren umfangreich restauriert wurde. Windenergie- und Biogasanlagen befinden sich im Aufbau, haben aber auch viele Gegner. Zur momentanen politischen Lage in Polen äußerte Landrat Romanowski: "Wir sehen die rechtspopulistischen Tendenzen der Staatsregierung mit Sorge, aber unser Fundament ist so fest, dass es nicht zerstört werden kann. Warschau ist weit weg. Für unsere Zusammenarbeit brauchen wir überzeugte Aktivisten und Nichtregierungsorganisationen vor Ort." Zufrieden verwies er dabei auf den Schüleraustausch mit dem Sophie-Scholl-Gymnasium und dem Detlefsengymnasium, der auf Schulebene vorbildlich funktioniert. Als programmatischen Ausblick stellte er zusammenfassend fest: "Wir sind und bleiben Nachbarn. Wir wollen gut zusammen leben. Wenn es Konflikte gibt, wollen wir diese Probleme gemeinsam lösen. So werden unsere Völker weiterhin in Frieden und Ruhe leben können."
Mit Blick auf die Zukunft wies Kreispräsident Peter Labendowicz auf das 150-jährige Jubiläum des Kreises Steinburg im nächsten Jahr hin, dass am 30. Juni mit einem Festabend und am 01. Juli mit einem Präsentationstag gefeiert werden soll: "Dazu lade ich Sie mit einer Delegation herzlich ein." Und Landrat Romanowski antwortete spontan und erfreut: "Wir werden kommen."
Zum Besuchsprogramm der Reisegruppe zählte eine Fahrt auf dem Oberlandkanal (Kanal Eblaski), wo die Schiffe den Höhenunterschied von 100 Metern durch fünf Landstufen auf Rollwagen über geneigte Ebenen mit ausgeklügelter Wasserkraft- und Seiltechnik überwinden. Ein Blick auf das Frische Haff erinnerte an das Ende des zweiten Weltkrieges, wo 450 000 Flüchtlinge über das Eis zur Nehrung marschiert sind. Reiseführer Lech bezeichnete diesen etwa zwei Kilometer breiten Wasserlauf als "größten Friedhof Europas". In Malbork beeindruckte die imposante Marienburg aus dem 13. Jahrhundert, dem Sitz der Hochmeister des Ritterordens. Es ist eine der größten mittelalterlichen Festungen Europas und heute UNESCO Kulturerbe.
Ein Besuch in Zoppot und Danzig rundete das Programm ab. Das mondäne Seebad Zoppot (Sopot) hat die längste Holzseebrücke Europas mit einem Blick auf die Westerplatte, wo durch die ersten Schüsse des Kreuzers "Schleswig-Holstein" auf das Munitionslagers von Danzig der Zweite Weltkrieg begann. Bei einem Rundgang durch die Hansestadt Danzig (Gdansk) bewunderte die Reisegruppe die liebevoll rekonstruierte Backsteingotik in den Straßen Langer Markt, Langgasse und der Frauengasse, in der heute ein großes Angebot von Bernstein verkauft wird. Am Goldenen Tor, dem Eingangsportal zur Langgasse, steht die Inschrift: "Durch Eintracht werden kleine Staaten groß, an Zwietracht gehen die großen zugrunde." Es ist eine Mahnung auch an die weitere Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen.
Herbert Frauen