Das Frauenasyl in der Blomeschen Wildnis
Das Frauenasyl in der Blomeschen Wildnis
- Wann?
- Mittwoch, 05.02.2025
- Uhrzeit:
- 16:30 Uhr - 17:30 Uhr
- Wo genau?
- Detlefsen-Museum, Am Fleth 43 ,Glückstadt
- Kategorie:
- Vorträge
Langbeschreibung
Das Frauenasyl in der Blomeschen Wildnis. Engagement für Straffällige im 19. Jahrhundert.
Ein Vortrag von Dr. Ortwin Pelc.
Das Asyl am Neuendeich war eine im Jahr 1850 auf der Grundlage einer privaten mildtätigen Stiftung gegründete geschlossene Anstalt der Inneren Mission nahe Glückstadt zum Zweck der Fürsorge für weibliche Jugendliche und Frauen. Im Jahre 1932 wurden Gebäude und Land der Stiftung mit Wirkung ab April 1933 für andere Nutzung an die damaligen "Alsterdorfer Anstalten" (Vorgängerin der Evangelischen Stiftung Alsterdorf) verpachtet, nach dem Zweiten Weltkrieg an diese verkauft.
Ende 1850 wurde als erste "Vorsteherin" ("Heimmutter") des Asylheims Auguste Decker berufen, eine Schwägerin des Gefängnisgeistlichen Schetellig. Das Asyl am Neuendeich nahm damit im selben Jahr wie die von Heinrich Matthias Sengelmann gegründeten Alsterdorfer Anstalten seine Arbeit auf. Decker wurde aufgetragen, das Heim als "eine rechte Anstalt der evangelischen Inneren Mission im Geiste Wicherns" zu führen mit dem Ziel, die ihr anvertrauten aus der Haft entlassenen Frauen so bald als möglich als Dienstboten oder Mägde in private Haushalte und Pfarreien zu vermitteln. Bis dies jeweils gelang, beschäftigte sie die Zöglinge mit häuslichen und handgewerblichen Arbeiten, vor allem Spinnen, und unter Leitung eines "Ökonomen" mit landwirtschaftlichen Tätigkeiten. Anfallende Kosten wurden durch Gottesdienst-Kollekten, Spenden, Almosen und Vermächtnisse gedeckt, die häufig von der Schleswig-Holsteinischen Ritterschaft stammten und für die beispielsweise im Sonntagsboten von Ernst Friedrich Versmann geworben wurde.
1887 bestand der Vorstand der Asyl-Stiftung aus dem Gefängnis-Direktor Migula als Vorsitzendem sowie dem Glückstädter Bürgermeister Brandes, Pastor Carl Lensch aus Borsfleth, zwei weiteren Pastoren, einem weiteren "Direktor" und dem Eigentümer des benachbarten Landguts. Sie fasste in dieser Zeit zwei Beschlüsse, die den Charakter des Asyls verändern sollten: In den letzten Jahren war es immer schwieriger geworden, die Kosten des Asyls zuverlässig durch Spenden abzudecken. Daher sollte zukünftig die landwirtschaftliche Nutzung der Stiftungsflächen intensiviert werden, um die Selbstversorgung zu sichern und die überschüssige Produktion zu vermarkten. Dabei nahm man nun ausdrücklich Bezug auf den Leitspruch "ora et labora", den die Innere Mission aus Klosterregeln entlehnt hatte.